Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden bis 2050 mehr Plastikteile als Fische in unseren Weltmeeren schwimmen. Eine beängstigende Vorstellung, oder? Das dachten wir uns auch, als wir Anfang 2016 damit anfingen, uns mit den Konsequenzen unseres (Plastik-)Mülls auseinanderzusetzen.
(Foto: Trashless Society)
Neben den relativ bekannten Folgen von achtlos weggeworfenem Müll für Umwelt und Tiere entdeckten wir schnell, dass auch wir ganz direkt von den Unmengen an Plastik in unserem Leben betroffen sein können. Weichmacher und andere toxische Stoffe können sich beispielsweise von Lebensmittelverpackungen lösen und so durch die Nahrungsaufnahme in unsere Körper gelangen. Dort können sie Allergien, Unfruchtbarkeit und andere Krankheiten fördern.
Nach dem ersten Schock schauten wir uns in unserer Wohnung um und mussten schnell feststellen, dass egal wo wir hinschauten, Plastik in unser Blickfeld fiel. Wir standen auf und steckten uns die Plastikzahnbürste in den Mund, danach seiften wir uns in der Dusche mit Duschgel und Shampoo aus der Plastikflasche ein. Dann gingen wir in die Küche und nahmen uns Toastbrot und Käse aus Plastikverpackungen und gossen uns den Saft aus dem Tetra-Pak ins Glas. Wesentlich müll- oder plastikärmer ging der Tag selten weiter, ob es nun das belegte Brötchen vom Bäcker war, das schnell in der Papiertüte über den Tresen gereicht wurde oder der vermeintlich gesunde grüne Smoothie, der im To Go Becher aus Plastik daher kam.
Neben dem ganzen offensichtlichen Plastik in unserem Alltag stellten wir schnell fest, dass es ein noch viel größeres bzw. genau genommen kleineres Problem gibt: Mikroplastik. Diese tückischen kleinen Plastikteilchen befinden sich beispielsweise als Peelingkörper in Kosmetik, lösen sich beim Waschen von synthetischer Kleidung oder entstehen als Abrieb von Autoreifen und werden so leicht unbemerkt in unsere Gewässer gespült. Dort werden sie entweder von Fischen und Seevögeln gefressen oder treiben viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte weiter im offenen Meer – so lange dauert es, bis Plastik abgebaut wird.
(Foto: Richard Carey / fotolia)
Wir mussten also dringend etwas ändern! Auf der Suche nach Inspiration stießen wir schnell auf das Konzept Zero Waste. Von der Kalifornierin Bea Johnson ins Leben gerufen, geht es bei dieser Lebensweise nicht nur um Plastik- und Müllvermeidung, sondern auch ganz grundsätzlich um einen nachhaltigen Lebensstil. Um dieses Ziel zu erreichen, folgt man den sogenannten 5 R’s – Refuse, Reduce, Reuse, Recycle und Rot. Im Detail bedeutet das, Dinge abzulehnen, die man eigentlich nicht braucht; Dinge, die man braucht, auf das Wesentliche zu reduzieren; alte Dinge wiederzuverwenden oder zu repaireren und was dann noch an Müll übrig bleibt, wird recycelt oder kompostiert. Mit der Befolgung dieser Regeln ist es uns gelungen, unseren Müll auf einen Bruchteil dessen zu reduzieren, was der deutsche Durchschnittshaushalt zusammenbekommt (was etwa 600kg pro Person im Jahr sind).
(Foto: Trashless Society)
Inzwischen sieht ein typischer Tag in unserem Leben nun so aus: Morgens nach dem Aufstehen geht es mit einem Stück Seife unter die Dusche, danach gibt es zum Frühstück Haferbrei aus unverpackt gekauften Zutaten. Die Zähne putzen wir mit Bambuszahnbürsten und Zahnputztabletten. Für unterwegs haben wir eine Edelstahltrinkflasche mit Leitungswasser, eine Brotdose mit belegten Broten und einen Stoffbeutel für Spontaneinkäufe dabei. Unseren Wochenendeinkauf erledigen wir auf dem Öko-Wochenmarkt, wo wir regionales und saisonales Obst und Gemüse, Brot und Milchprodukte unverpackt oder im Pfandglas bekommen. Trockenware wie Nudeln, Reis oder Haferflocken bekommen wir im Unverpackt-Laden oder in einem der anderen Läden mit kleinem Unverpackt-Sortiment. Hiervon gibt es mittlerweile eine ganze Reihe in vielen deutschen Städten.
(Foto: Trashless Society)
Bei Zero Waste geht es aber keinesfalls nur darum, Sachen unverpackt zu kaufen. Darüber hinaus geht es auch gerade darum, einfach mal nichts zu kaufen und dadurch Ressourcen und Müll einzusparen. Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist der monatliche Shoppingrausch beim Textildiscounter wirklich notwendig oder besitzen wir nicht eigentlich schon genug Kleidungsstücke? Brauchen wir wirklich fünf verschiedene Cremes für diverse Anwendungen oder tut es nicht auch eine? Diese Art von Fragen kann man sich für fast alle Lebensbereiche stellen. Unsere Antwort darauf war eine Reduzierung auf das, was wirklich wichtig und notwendig ist. So sparen wir Geld und gewinnen Zeit – Ressourcen, die wir in andere Dinge investieren können. Unsere Urlaube beginnen wir seither beispielsweise nicht mehr mit einem Flug, der in 2 Stunden den halben Kontinent überwindet und dabei etliche Tonnen CO2 in die Luft bläst, sondern nehmen uns die Zeit, um im Zug von Nord nach Süd zu kommen.
(Foto: Trashless Society)
Nachhaltigkeit und ein ökologisches Bewusstsein waren uns auch vorher nie fremd und Teil unseres Alltags. Aber erst seitdem wir das Konzept Zero Waste für uns entdeckt haben, haben wir das Gefühl, in allen Bereichen unseres Lebens nachhaltiger zu handeln – zu mindestens so gut, wie es uns eben möglich ist. Und so sind unsere inneren Werte das erste Mal tatsächlich in Einklang mit unseren Handlungen – und das ist ein verdammt gutes Gefühl!
Dieser Beitrag erschien zuerst im Online-Magazin Wohnwerken (Ausgabe 05/2017).
Hallo ihr beiden.
Sehr cooler Beitrag, den ihr da geschrieben habt. Ich bin auch seit kurzem (leider viel zu spät) auf Nachhaltigkeit gestoßen. Was heißen soll ich beschäftige mich damit gesünder, ökologischer, nachltiger zu leben, ich fahre z.b seit ca drei Monaten mit dem Rad zur Arbeit, sammele meinen täglichen Müll und werfe ihn gezielt weg. Ich denke man muss einfach anfangen egal wie und womit einfach anfangen. Gruß René