Zero Waste – Was bedeutet das eigentlich?

Was bedeutet Zero Waste und warum machen wir das eigentlich alles? Frei übersetzt bedeutet Zero Waste kein Müll, wobei den meisten wahrscheinlich klar ist, dass dies ein Zustand ist, der fast unmöglich zu erreichen ist. Selbst wenn wir beispielsweise alles unverpackt einkaufen, werden natürlich auch diese Lebensmittel in einer Verpackung (idealerweise in 25kg-Papiersäcken) in den Laden gebracht. Eigentlich müssten wir uns also auch von dieser Verpackung ein Stück „abschneiden“ und zu unserem Müll zählen. Daher kann das Ziel von Zero Waste eigentlich nur sein, den Müll so gut wie möglich zu reduzieren. Um das zu erreichen, versuchen wir uns an die 5 R’s zu halten. Diese sind vor allem durch Bea Johnson bekannt, die mit ihrem Blog Zero Waste Home als Begründerin der Zero Waste Bewegung gilt.

 

  • REFUSE (Ablehnen): Wir versuchen nur das zu konsumieren, was wir wirklich brauchen. Das heißt für uns: keine unnötigen Shoppingtrips zu H&M, keine Regale voller Kosmetik für jeden möglichen Problemfall, keine kostenlosen Werbegeschenke (nein, wir brauchen nicht noch einen 73. Kugelschreiber zuhause…), keine Berge an Lebensmittel, die wir sowieso nicht essen können und dann die Hälfte wegschmeißen müssen usw – all diese Dinge lehnen wir ab.

 

  • REDUCE (Reduzieren): Natürlich gibt es viele Dinge, die jeder Mensch braucht: Nahrung, Kleidung und ein gewisses Grundsortiment an Hygieneartikeln – um nur einige zu nennen. Heutzutage steht uns in der westlichen Welt all das im Überfluss zur Verfügung und die meisten Menschen haben von allem viel mehr als sie eigentlich brauchen. Wir versuchen, unseren Konsum auf das zu reduzieren, was wir wirklich brauchen – also beispielsweise nur 3 statt 30 Hosen zu besitzen oder eine feste Seife statt 5 Duschgels in unterschiedlichen Duftrichtungen zu benutzen.

 

  • REUSE (Wiederverwenden): Neue Dinge zu kaufen, verbraucht immer Energie und Ressourcen. Also versuchen wir uns auf die Dinge zu konzentrieren, die bereits in der Kreislaufwirtschaft vorhanden sind. Das kann entweder bedeuten, dass wir Kleidung, Möbel und andere Dinge, die wir brauchen, Second Hand kaufen (auf Flohmärkten, Ebay Kleinanzeigen oder in Second Hand Läden) oder Dinge, die kaputt sind, versuchen zu reparieren.

 

  • RECYCLE (Recyceln): Bea Johnson sagt immer, dass es bei Zero Waste nicht darum geht, mehr zu recyceln, sondern weniger. Dadurch, dass wir generell kaum Müll verursachen, fällt natürlich auch weniger zum Recyceln an. Das was übrig bleibt (in unserem Fall vor allem Papier und Glas), führen wir natürlich dem Recycling zu.

 

  • ROT (Kompostieren): Unsere Küchenabfälle zu kompostieren, war für uns lange eine Herausforderung. Zwar gibt es seit 2011 in Hamburg ein Gesetz, das Vermieter verpflichtet, alle Trennungsmöglichkeiten (inklusive Bioabfall) bereitzustellen, daran halten tun sich aber leider noch lange nicht alle, einschließlich unseres Vermieters. Momentan frieren wir unseren Bio-Abfall in einer großen Schüssel ein und bringen ihn einmal in der Woche auf den Komposthaufen einer Urban Gardening Initiative bei uns in der Nähe. Wer ein bisschen Platz hat, kann auch über einen Wurm- oder Bokashi-Komposter für die Wohnung nachdenken.

 

Und warum machen wir das Ganze jetzt eigentlich? Am Anfang stand für uns die Beschäftigung mit den negativen Auswirkungen von Plastik auf unsere Gesundheit und die Umwelt. Bilder von toten Tieren mit Mägen voller Plastikmüll taten ihr übriges. Einen guten Überblick über die Probleme, die mit der Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Plastik verbunden sind, gibt die Dokumentation Plastic Planet von Werner Boote, die man auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung kostenlos anschauen kann.

 

 

Seitdem verzichten wir auf PET-Flaschen, ersetzen unsere Tupperdosen durch Glas- und Edelstahlbehälter, benutzen Bambuszahnbürsten und versuchen immer mehr, Plastik aus unserem Leben zu streichen. Aber warum da aufhören? Mittlerweile gibt es unzählige Seiten, auf denen man seinen ökologischen Fußabdruck berechnen kann. In einem Modell kann man berechnen, wie viele Erden mit all ihren Ressourcen es geben müsste, wenn alle den gleichen Lebensstil verfolgen würden, wie man selbst. Vor Zero Waste waren das in unserem Fall etwa 2,5 Erden, obwohl wir kein Auto besitzen, hauptsächlich Bio-Produkte kaufen und nicht übermäßig viel Fleisch konsumieren. Wir versuchen seitdem also so nachhaltig wie möglich zu leben, nicht nur auf Plastik zu verzichten, sondern generell so wenig Müll wie möglich zu produzieren, nur wenig und nachhaltig zu konsumieren und nur umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen. Momentan bräuchten wir nur noch 1,1 Erden, wenn alle so leben würden wie wir. Das sind zwar immer noch 0,1 Erden mehr als uns zur Verfügung stehen, aber trotzdem weit unter dem westeuropäischen Durchschnitt.