Zero Waste Schwangerschaft

Veröffentlicht am Autor Luise

Wie der Titel vielleicht erahnen lässt, gibt es bei uns Neuigkeiten. 🙂 In einigen Wochen erwarten wir unseren ersten Nachwuchs. Da diese Phase des Lebens einige Besonderheiten bereit hält, wollten wir natürlich auch hier schauen, wo potentiell Müll anfällt und wie man diesen vermeiden kann. Hier haben wir euch mal ein paar Tipps zusammengestellt.

Alle Hinweise in diesem Text geben nur meine eigene Meinung wieder. Da ich keinen medizinischen Hintergrund habe, sind diese nur als Denkanstoß gedacht und sollten den Rat von medizinischem Fachpersonal nicht ersetzen.


Nahrungsergänzungsmittel

Schwangeren wird oft eingeredet, dass sie diverse Nahrungsergänzungsmittel nehmen müssten, damit sich das Baby optimal entwickeln kann. Bevor man nun aber zu einer ganzen Armada an Tabletten greift, sollte man in Abhängigkeit von der eigenen Lebenssituation kritisch hinterfragen, was wirklich notwendig ist und was nicht.

Klassischerweise wird allen Schwangeren empfohlen – am besten schon vor der Empfängnis – Folsäurepräperate einzunehmen. Folsäure ist vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen besonders wichtig, da das Vitamin nachweislich dazu beiträgt, Fehlbildungen des Embryos zu verhindern. Wer sich gut mit seiner Ernährung auseinandersetzt, kann auf eine externe Zufuhr möglicherweise verzichten. Dies setzt allerdings voraus, dass man sehr gewissenhaft auf seine Folsäurenzufuhr achtet und diese beispielsweise mit einer kostenlosen Nährstoff-App wie Cronometer trackt. Hier kann man auch Zielwerte speziell für Schwangere einstellen. Alle die sich dahingehend unsicher sind oder (so wie ich) in den ersten Wochen kaum Essen bei sich behalten können, sollten hier aber lieber auf Nummer sicher gehen und den Müll durch die Tablettenverpackung in Kauf nehmen.

Ein anderer Nährstoff, den Schwangere gern vorschnell supplementieren, ist Eisen. Da der Eisenwert in der Schwangerschaft regelmäßig überprüft wird, kann man darauf allerdings auch erstmal verzichten, sofern kein Mangel besteht. Alternativ gibt es auch viele mit Eisen angereicherte Säfte in Glasflaschen, so dass man zumindest auf den Plastikmüll verzichten kann.

Alle anderen Nährstoffe kann man als Schwangere problemlos über eine gesunde und ausgewogene Ernährung decken. Wer vegan lebt, sollte natürlich auch in der Schwangerschaft nicht auf ein Vitamin B12 Präparat verzichten.

(Foto: CC0/Pixabay/stevepb)

Vorsorgeuntersuchungen

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchen ob nun beim Frauenarzt oder der Hebamme bleiben in der Schwangerschaft nicht aus. Diese produzieren natürlich auch ein gewisses Maß an Müll, wie beispielsweise Nadeln und Kanülen durch Blutabnahmen oder das Gel für Ultraschalluntersuchungen.

Vielleicht fragt sich die ein oder andere, ob eigentlich jede einzelne Untersuchung wirklich notwendig ist. Wir haben uns in dieser Sache für einen Mittelweg entschieden. Viele Frauenärzte verkaufen heutzutage Ultraschall-„Flatrates“, damit man sich bei jedem Besuch ein Bild seines Nachwuchses abholen und vielmals auch seine Nerven mit dem Wissen beruhigen kann, dass auch wirklich alles in Ordnung ist. Wir lassen nur die drei von der Krankenkasse bezahlten Ultraschalle machen, da dies aus unserer Sicht für unser Sicherheitsgefühl absolut ausreichend ist. Darüber hinaus stellt jede Ultraschalluntersuchung auch eine gewisse Belastung für das Baby. Daher denken wir in diesem Fall – so wenig wie möglich und so viel wie nötig.

Auch bei den Blutabnahmen und Spritzen haben wir auf einige Dinge verzichtet, andere waren für uns aber auch wichtiger als das bisschen Müll. Als Rhesus-negative Schwangere verzichte ich natürlich nicht auf die Anti-D- Prophylaxe und gewisse Blutwerte wie den HB-Wert lasse ich regelmäßig überprüfen. Meine Immunität auf Ringelröteln und Toxoplasmose habe ich hingegen nicht überprüfen lassen. Beide Infektionen können in der Schwangerschaft gefährlich werden. Letzendlich kann man diese Infektionen nur durch gewisse Verhaltensmaßnahmen vorbeugen. Hält man sich so oder so an diese, ändert das Wissen um eine möglicherweise vorhandene Immunität nichts. Ringelröteln sind eine klassische Kinderkrankheit, die vor allem in Kindergärten und Schulen epedemieartig auftreten können. Da ich nie in diesen Einrichtungen verkehre und auch sonst kaum Kontakt zu kleinen Kindern habe, ist mein Infektionsrisiko sehr gering. Toxoplasmose wird hauptsächlich über den Kot von Katzen oder (ebenso wie beispielsweise Listeriose) über infiziertes Fleisch, das vor dem Verzehr nicht ausreichend erhitzt worden ist, übertragen. Da ich weder Katzen besitze noch Fleisch esse, ist mein Risiko auch hier sehr gering. Anders würde es natürlich aussehen, wenn ich eine katzenbesitzende Erzieherin wäre. Dann würde das Wissen über das Fehlen oder Vorhandensein einer Immunität darüber entscheiden, ob ich nur noch meinen Partner das Katzenklo sauber machen lasse oder ob ich ggf. ein Beschäftigungsverbot für meine berufliche Tätigkeit für die Zeit der Schwangerschaft bekomme.

(Foto: CC0/Pexels/Amornthep Srina)

Zum Ende des 1. Trimesters stellt sich für viele die Frage, ob eine Pränataldiagnostik gemacht werden soll. Diese beinhaltet in der Regel eine Nackenfaltentransparenzmessung sowie eine Blutabnahme. Aus diesen Untersuchungen wird unter Berücksichtigung des Alters der Mutter eine Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der das Kind eine Behinderung (wie beispielsweise Trisomie 21) hat. Ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, werden weitere Untersuchungen wie eine Fruchtwasserpunktion angeboten. Diese Untersuchung erhöht das Risiko einer Fehlgeburt und gibt wiederum auch nur eine statistische Wahrscheinlichkeit und keine zu Hundertprozent sichere Aussage über das Vorliegen einer Behinderung an. Letzendlich sollte man sich überlegen, was das Vorliegen einer solchen Behinderung für einen persönlich bedeuten würde. Würde man abtreiben oder das Kind trotzdem bekommen? Wer sich für die zweite Option entscheidet, kann auf die Untersuchung verzichten. Eine Trisomie kann im späteren Schwangerschaftsverlauf auch noch bei den regulären Vorsorgeuntersuchungen festgestellt werden, so dass man trotzdem die Chance hat, sich schon vor der Geburt auf ein behindertes Kind einzustellen. Ein weiterer Faktor, der uns von dieser Untersuchung abgehalten hat, war ein Blick auf die Statistik. Das Risiko ein Kind mit einer Trisomie zu bekommen, steigt erst ab einem Alter der Mutter über 40 signifikant an. Als 30-Jährige ist mein Risiko für diese Art der Erkrankungen des Babys im Vergleich zu einer 20-Jährigen kaum erhöht.

(Grafik: Tdadamemd – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20897387)

Umstandskleidung

Mit dem wachsenden Bauch passen schnell die meisten Kleidungsstücke, die man normalerweise trägt nicht mehr. Kann die Anfangszeit vielleicht noch mit Hosenerweiterungen oder besonders luftiger Kleidung überbrückt werden, kommt meistens irgendwann der Punkt, an dem es ohne spezielle Umstandsmode nicht mehr geht. Für einen so kurzen Zeitraum viele neue Kleidungsstücke zu kaufen, scheint nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus finanzieller Persepektive ziemlich verschwenderisch. Second Hand ist hier eine gute Lösung. Offline ist das leider teilweise gar nicht so einfach, da Umstandskleidung ein ziemliches Nischenthema ist, dass sich im Sortiment der meisten Second Hand Laden nicht wirklich wiederfindet. Vielleicht gibt es aber jemanden in eurem Verwandten- oder Bekanntenkreis, die selbst kürzlich Mutter geworden ist und euch mit einigen Teilen aushelfen kann. Ansonsten gibt es online einige gute Alternativen wie Mamikreisel, Ebay Kleinanzeigen oder einschlägige Facebookgruppen bei denen man schnell fündig wird.

(Foto: CC0/Pexels/Leah Kelley)

                                                                                                                                                                                                                                                                             

Erstausstattung

Ähnlich wie bei der Umstandskleidung ist auch bei der Erstausstattung für das Baby Second Hand das richtige Stichwort. Erstmal sollte man überlegen, was der kleine Mensch eigentlich wirklich braucht – das ist oft viel weniger, als man anfänglich denkt. Auch hier lohnt sich wieder, einmal bei Freunden und Bekannten nachzufragen. Wir konnten so diverse Babykleidung, ein Beistellbett, ein Tragetuch und weitere nützliche Sachen einer erneuten Verwendung zuführen. Darüber hinaus scheint es auch wesentlich einfacher Babykleidung Second Hand vor Ort zu erwerben, als wie erwähnt Umstandskleidung. In vielen Städten gibt es auf Kinderkleidung spezialisierte Second Hand Läden oder Kinderflohmärkte. Ansonsten sind wiederum Ebay Kleinanzeigen, Mamikreisel und lokale Facebook-Gruppen wieder gute Onlineanlaufstellen, sowohl für Kleidung als auch für Möbel und Zubehör wie Wickelkommoden und Beistellbettchen. Die einzige größere Anschaffung, die wir planen neu zu kaufen, ist ein Paket an Stoffwindeln – natürlich aus Bio-Baumwolle. Zu diesem Thema werden wir bei Gelegenheit und wenn wir auch ein bisschen intensivere Erfahrung damit gemacht haben, sicher auch noch mal einen ausführlicheren Blogpost veröffentlichen.

(Foto: CC0/Pixabay/TerriC)


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8 Kommentare zu Zero Waste Schwangerschaft

  1. Liebe Luise, lieber Christoph,

    Das sind ja tolle Neuigkeiten von euch. ❤️ Wann ist es denn soweit?

    Liebe Grüße,
    Johanna

  2. Herzlichen Glückwunsch!
    Und ein ganz interessanter Artikel, der gut zeigt, dass jede Schwangerschaft und die Lebensumstände immer individuell sind und man sich danach richten muss.

    Für die Erstausstattung haben wir nur wenig gekauft, das meiste im Bekanntenkreis. Was dann nach der Geburt wirklich noch fehlte, haben wir einfach dann besorgt.

    Eine schöne restliche Schwangerschaft!

  3. Danke für den tollen Artikel. Das Ganze Thema wurde erst richtig mit der Geburt unserer ersten Tochter interessant. Wir haben auch mit Stoff gewickelt. Von Grünspecht haben wir die ökologisch abbaubaren Windeleinlagen für das große Geschäft verwendet. Waschbare Waschlappen und Wickelunterlagen waren hier ganz normal. Selbst heute bin ich immer noch erschüttert, wenn ich bei Freunden die Windelmüllberge und Einwegprodukte sehe.

    In der ersten Stillzeit allerdings habe ich noch sehr viele Einweg-Stilleinlagen verwendet. Das würde ich im Sommer dann vermehrt mit waschbaren oder gar keinen Stilleinlagen versuchen. Zu Hause reicht ja doch ein Hand- oder Spucktuch. Auch der Stilltee aus der Drogerie ist einzeln verpackt. Daher würde ich hier gleich losen Stilltee in der Apotheke kaufen, sofern dieser überhaupt eine Wirkung hat.

    Der meiste Müll ist bei uns tatsächlich durch die ganzen Verpackungen der Geschenke angefallen. Obwohl wir eine digitale Wunschliste erstellt haben, wurde uns viel zusätzliches (sinnloses) geschenkt. Bei Kind Nummer 2 haben wir wieder eine online Wunschliste, allerdings ist diese viel mehr auf Aktivitäten, Gutscheine und Wohlfühlen ausgelegt (z.B. Osteopathie, Biokiste usw.). Mal schauen, ob es dieses Mal klappt unsere Mitmenschen für Nachhaltigkeit zu begeistern.

    Alles Gute für eure Entbindung!

  4. Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!

    Als ebenfalls Rhesus-negative Frau möchte ich zur Anti-D- Prophylaxe ergänzen, dass diese überflüssig ist, wenn der Kindsvater ebenfalls Rhesus-negativ ist. Die Antikörper können nur bei ungleichen Rhesusfaktoren entstehen. Gegebenfalls ist die Blutgruppe bekannt oder kann bsp. bei einer Blutspendeaktion bestimmt werden oder die Kosten (ca. 40Euro) werden selbst getragen Eine (unnötige) Injektion birgt immer auch das Risiko eines Anaphylaktischen Schocks.

    Alles gute für die restliche Schwangerschaft und en neuen Lebensabschnitt.

    PS: Es gibt auch gebrauchte Stoffwindeln zu kaufen, funtionieren bei uns einwandfrei.

  5. Umstandsmode bekommt man in unserer Region auch auf jedem Kinderbasar. Die Basare finden meist im Frühjahr und im Herbst statt. Alles Gute für Euch und das Baby, das mittlerweile wohl schon angekommen ist.

  6. Ich finde, man muss genau schauen, an welcher Stelle man Müll vermeiden möchte. Ich würde z. B. in der Schwangerschaft nicht auf Folsäure Tabletten aufgrund des Verpackungsmülls verzichten. Auch auf sonstige Dinge für die Vorsorge oder Geburtshilfe würde ich nicht verzichten. Was aber richtig viel Müll verursacht, sind herkömmliche Windeln. Da hat man einen großen Hebel. Das Verwenden von Stoffwindeln finde ich sehr sinnvoll. Ebenso das Nutzen von Secondhand Kleidung.